„Eine
positive Bürgerinitiative“
(Zeitungsbericht)
Nov.2008 - Schwarzenbrucker Agenda-Gruppe feierte Jubiläum
Neben Vertretern aus Politik überbrachte der Liedermacher und Kabarettist Wolfgang Buck seine ganz eigenen Geburtstagsgrüße. Bürgermeister Bernd Ernstberger gratulierte der Gruppe als erster an diesem Abend. Sie sei eine Bürgerinitiative im positiven Sinne, da Bürgerinitiativen normalerweise gegen etwas sind. Die Agenda 21 Schwarzenbruck engagiere sich dagegen sehr für die Gemeinde und bringe diese durch ihre Ideen und deren Realisierungen voran. Als Beispiel nannte er die Bürgersolaranlagen, die ein Aushängeschild für die Gemeinde seien. Auch auf dem Rathausdach wurde auf Anregung der Agenda 21 eine Photovoltaikanlage installiert. Dafür sprach der Bürgermeister nochmals seine Anerkennung und besonderen Dank aus. Da die Gruppe keine Mitgliederbeiträge einnimmt, sei die Gemeinde gefragt. An diesem Tage solle gefeiert werden, weshalb die Gemeinde die Kosten für die Feier übernimmt, so Bürgermeister Ernstberger.
Die Mitglieder der Schwarzenbrucker Agenda-Gruppe mit Bürgermeister Ernstberger und stellvertretendem Landrat Norbert Reh. Foto. Späth
„Demokratie
braucht Diskurs“
Norbert
Reh, stellvertretender Landrat, überbrachte unter anderem die
Glückwünsche von Landrat Armin Kroder, der verhindert
war. Vor zehn Jahren durfte Norbert Reh als damaliger
Bürgermeister von Schwarzenbruck die Gruppe mit ins Leben
rufen. Die Gruppe sei nicht immer einig mit der Gemeinde, aber eine
Demokratie brauche den Diskurs. Die Agenda 21 Schwarzenbruck ist in den
Qualitätszirkel der TU München aufgenommen.
Anschließend
blickte Tanja Holl, Sprecherin der Agenda 21-Gruppe, auf die
vergangenen zehn Jahre zurück. Die Gruppe hat ihre Wurzeln in
der weltweiten Agenda 21 von 1992 in Rio de Janeiro. Oberstes Ziel der
Agenda 21 ist die sogenannte nachhaltige Entwicklung. Durch
Veränderungen in der Wirtschafts-, Umwelt- und
Entwicklungspolitik sollen die Bedürfnisse der heutigen
Generationen erfüllt werden, ohne jedoch die Chancen und die
Zukunft zukünftiger Generationen zu schmälern. Der
Wohlstand für alle soll jedoch nicht auf Kosten der Natur
geschehen. Ziel der regionalen Gruppen ist es, die Bürger in
den einzelnen Kommunen für den Umweltschutz zu sensibilisieren.
In den zehn Jahren haben sich drei Arbeitskreise
(AK) gegründet. Der AK Energie und Klimaschutz, der AK Natur-
und Landschaftsschutz, Siedlungswesen und Verkehr und der AK Regionale
und ökologische Wirtschaftskreisläufe. Ein Projekt
von vielen war der frühere Mobi-Card Verleih, der aus
rechtlichen Gründen jedoch nicht mehr möglich ist.
2001 wurde der Schwarzenbrucker Wochenmarkt eröffnet. Hier
wurden regionale Produkte vor Ort verkauft. Aufgrund mangelnder
Resonanz wurde der Markt im Oktober diesen Jahres jedoch eingestellt.
Der Radlflohmarkt zu Ostern existiert seit 2002. Der
Erlös kommt der Tafel zugute. 2005 fand auf Initiative der
Agenda und der Kinder- und Jugendgruppe vom Bund Naturschutz eine
Moorsäuberung im Naturschutzgebiet Gsteinacher Moor statt. Der
AK Landschafts- und Naturschutz setzt sich besonders für
ökologische Wegesanierungen und Wegegestaltung mit
unbelastetem und versickerungsfähigem Material wie zum
Beispiel Mineralkies ein.
An
der Plärrer-Neugestaltung scheiden sich in Schwarzenbruck
allerdings die Geister. So spricht sich die Agenda 21-Gruppe unter dem
Motto „Grün statt Granit“ unter anderem für mehr
Grünflächen und Erhaltung des Baumbestandes aus,
während andere Stimmen eher zur Asphaltierung der
Fläche neigen.
Erfolgreiche Solaranage
Das bekannteste Projekt der Agenda21 Schwarzenbruck ist
jedoch die Bürgersolaranlage mit einem Investitionsvolumen von
rund 500.000 Euro und einer Leistung von 100 kWp, das vor über
fünf Jahren startete. Alle Bauaufträge gehen und
gingen an regionale Betriebe. Die zweite große
Bürgersolaranlage entstand 2005 am Wasserwerk. Die Anlagen
erzeugen pro Jahr rund 90.000 kWh und können zusammen 40
Vierpersonen- Haushalte versorgen. Im April 2006 fand im Rahmen des
Aktionstages zum 20.Tschernobyl-Gedenktag ein „Tag der offenen
Tür“ einzelner Bürger mit Besichtigung ihrer
Häuser und Erfahrungswerteaustausch mit Interessenten rund ums
Thema "Erneuerbare Energie“ statt.
Seit 2007 nimmt die Agenda an der bundesweiten
Informations- veranstaltung „Woche der Sonne“ und an der
Solarbundesliga
teil. Für letztere werden die gesamte
Solarwärmeerzeugung und alle Solaranlagen erfasst und in einem
Ranking aufgelistet. Die Gemeinde Schwarzenbruck liefert sich
nach eigenen Angaben ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen mit Burgthann,
das immer um eine Nasenlänge voraus ist. Demnächst
geht mit Feucht ein neuer Konkurrent an den Start.
Aktuelle Themen sind die Sanierung des Thanngrabens und die
Ausweitung der Sandabbaugebiete, wogegen die Agenda mit
Unterstützung des Gemeinderates ankämpft. Als Vision
strebt die Gruppe in ferner Zukunft eine regionale Energieproduktion
und Versorgung zu 100 Prozent an.
Den Abend widmete die Agenda 21 Schwarzenbruck Erika
Wachsmann, die dieses Jahr verstorben ist. Die Physikerin verschrieb
ihr Leben dem Umweltschutz und begründete mit ihrem sogenannte
Gsteinacher Modell das heutige System der Mülltrennung.
Beatrice
Späth
- Impressionen vom Fest -
Wolfgang
Buck wird nach seinem
Auftritt von Bürgermeister Bernd Ernstberger verabschiedet
Tanja Holl. Sprecherin der Agenda21 Schwarzenbruck,
erhielt unter anderem Glückwünsche der Agenda21 Neunkirchen am Brand