Unermüdliches
Bürgerengagement
Schwarzenbrucker
Agenda21 feierte ihr 20-jähriges mit den "Wellbappn"
Oktober 2018 - aus: Der Bote
Geburtstage feierte man mit Freunden – und lässt sich gelegentlich für
diese etwas ganz Spezielles einfallen. Wie jetzt die Agenda 21 in
Schwarzenbruck, die alle Bürger zur Feier ihres 20-jährigen Bestehens
zu einem Abend mit Hans Well und den „Wellbappn“ in die
Schwarzenbrucker Bürgerhalle einlud. Diesen besonderen Höhepunkt der
Geburtstagsfeier hätte die Gruppe allerdings nicht allein stemmen
können. Als Sponsoren ermöglichten es die Raiffeisenbank
Altdorf-Feucht, die Gemeinde Schwarzenbruck und die Rummelsberger
Diakonie, dass kein Eintritt verlangt werden musste.
Selbstverständlich gehörten zur Feier Ehrengäste aus den
Nachbargemeinden und dem Landkreis, ein Rückblick auf die Leistungen
in
zwei Jahrzehnten sowie die drei „Gs“: Gratulanten, Grußworte und
Glückwünsche.
Musikalischer
Geburtstagsgruß für die Agenda21 - in der Schwarzenbrucker Bürgerhalle
zu Beginn der Veranstaltung spielte die
baskische Musikgruppe aus der Partnergemeinde Urretxu einige
Lieder ihrer Heimat
Foto:
D.Krätzer
Doch bevor Bürgermeister Bernd Ernstberger alle herzlich willkommen
heißen konnte und Sprecher Stefan Peipp die Ziele
vorstellte, gab es noch ein Ständchen von unerwarteter
Seite: Mit Txistu – einer geraden Flöte mit drei Löchern -
Taboril (kleine Trommel) und Trikitixa – einem kleinen Akkordeon –
ausgerüstet,
überbrachten Gäste aus der Schwarzenbrucker Partnergemeinde Urretxu
(Spanien) einen musikalischen Gruß. Die
15-köpfige baskische
Musikgruppe „Urretxuko Lizarriturri txistulari taldeak“ ist zurzeit zu
Besuch.
Seit 1991 bestehe diese Gemeinde-Partnerschaft, informierte
Ernstberger, und dass der Ableger der Guernica-Eiche (ein Geschenk aus
Urretxu) wunderbar im Rathausgarten gewachsen sei.
„Global denken,
lokal handeln“ lautet der Wahlspruch der
Agenda 21, die sich selbst als Antidepressivum gegen
Politikverdrossenheit und als offenes, partei-unabhängiges
Mitbürger-Forum bezeichnet. Was ihre aktuell 18 Mitglieder in
Schwarzenbruck zum Mitmachen motiviert, zeigte ein Kurzfilm, den
Agenda-Mitglied Diakon Roland Hacker in der Bürgerhalle vorführte. Auf
ihre Initiative gehen unter anderem der Fahrrad-Flohmarkt, die erste
Kleidertauschbörse und die Bürger-Solaranlagen zurück.
Es sei schwer,
das persönliche Verhalten zu ändern und Vorreiter zu sein,
stellte
Maggi Bausewein und Werner Öhring von der Agenda 21 aus Schwaig fest.
Sie wünschten den Aktiven in Schwarzenbrucker „weiterhin guten
Zusammenhalt, erfolgreiche Vorhaben und natürlich immer viele
engagierte Menschen, die sich in ihrem Umfeld hier in Schwarzenbruck
und anderswo in Sachen Nachhaltigkeit einbringen“.
Mitglieder der
Agenda 21 in Schwaig gratulierten ihren
Schwarzenbrucker Kolleginnen und Kollegen
hier mit Sprecher Stefan Peipp
Foto: D. Krätzer
Oh wie schön ist
Olching
Nach der folgenden kleinen Umbaupause konnte dann der
Höhepunkt des Abends beginnen, das Kabarett-Musik-Programm mit Hans
Well und seinen drei Kindern Sarah, Tabea und Jonas, besser
bekannt als die „Wellbappn“.
Spielten zur
Geburtstagsfeier der Agenda 21 in der Schwarzenbrucker Bürgerhalle:
Hans Well (2. von rechts) zusammen mit den „Wellbappn“
(von links) Jonas, Tabea und Sahra Well
Foto: D. Krätzer
Für alle eine Premiere, denn die Musik-Kabarettisten waren
zuvor nur bis Feucht gekommen, wie sie sagten. Dass es von Anfang an in
der Bürgerhalle zwischen denen auf der Bühne und denen im Publikum
„funkte“ und man gleich auf einer Well-enlänge war, bewies die Klasse
der vier Bühnenprofis. Dazu trug natürlich bei, dass sie im ersten Lied
Schwarzenbrucker Lokalkolorit und Belange einbauten, angefangen von
Kläranlage bis zur Bürgerinitiative „Albtraum B8“.
Als Familienverbund über zwei Generationen ergänzen und inspirieren
sich die Wells hervorragend. Vater Hans Well, Mitbegründer und rund 35
Jahre lang scharfzüngiger, einfallsreicher satirischer Texter der
Biermösl Blosn, stellt nun sein Können in den Dienst der Familienbande
Wellbappn. Gemeinsam schließen sie nahtlos an die Programme der „Blosn“
an. Dass bei diesem Vater die Kinder ebenfalls instrumentale Vielkönner
sind und sich auf der Bühne wie „dahoam“ fühlen, versteht sich. Obwohl,
Hanns Well hasst Kinder, behauptet er in einem Stück zum Amüsement des
Publikums. „Ich hasse Kinder, besonders in Horden/deshalb bin ich
Lehrer geworden.“
Frisch spielten die Vier auf, meist im Stil traditioneller Volksmusik
zwischen Zwiefachem und Gstanzl. Zum Gesang kamen die
unterschiedlichsten Instrumenten zum Einsatz, angefangen von Gitarre
über Ukulele, diatonischem und Piano-Akkordeon sowie Blas- und
Saiteninstrumenten darunter Mundharmonika und Zither. Dazwischen
streuten sie a capella gesungene Lieder und gelegentlich ein
ausgesuchtes Instrumentalstück.
Das alles in Kombination mit kurzweiligen Überleitungen und kleinen Sticheleien untereinander – es war ein Vergnügen. Wobei die Musik, so gut sie auch sein und passen mag, nur das Transportmittel für die Texte darstellt. Diese kommen gewohnt bissig daher, anfangs oft als harmlos getarnt, nur um dafür umso sicherer Mitten in die bayerische Befindlichkeit zu stechen. Besonders die „Hymne“ an Olching, der „Perle vom Amperland“, dem „Paradies am Amperstrand“ wird im Gedächtnis bleiben. Idylle pur herrscht dort, meint man, denn Gesang und Musik unterstreichen diesen stimmungsvollen, romantischen Eindruck. Phrasen wie „einzigartig auf dieser Welt“ und „nirgendwo es mir besser gefällt“ bilden die beiden dicken Ausrufezeichen zu dieser These. Doch im nächsten Vers klingt die beschworene Harmonie schon nicht mehr so rein, wenn von Lärmschutzwänden, Bauzentrum und Beton die Rede ist. Ob man, im Stau auf der Umgehungsstraße stehend, an den „Himmel von Olching“ denkt, beziehungsweise sieht, ist die Frage. Logistikzentren, Neubausiedlung, nahe gelegene Müllverbrennungsanlage und Schweinemastbetrieb runden diesen Gesamteindruck ab, Synonym für viele Gemeinden und den Ausverkauf gewachsener Strukturen. So gesehen stimmt man den Wells von Herzen zu, wenn’s zum Schluss seelenvoll heißt: „Ach Olching - ich fahr‘ so gern an dir vorbei“.
Großen und begeisterten Applaus erhielt das Well-Quartett, das
mit seinen satirisch verpackten Appellen für achtsamen Umgang mit der
Natur und den Mitmenschen allen aus der Seele sprach.
(Dorothée Krätzer - Der Bote)
Wer bei der AGENDA21 aktiv
mitmachen
will:
Treffen ist immer am 1.
Montag im Monat, um 19:30 Uhr im Rathaus.
Nächstes Treffen: 5.11.2018