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update: 28.04.2019

Teil 3 der Serie zur Elektromobilität

E-Auto

Wir müssen reden!
Gesprächsbedarf bei Themen zur Elektromobilität


Im Büro diskutieren meine Kollegen und ich mittlerweile oft über das Thema. Nahezu jeden Tag bekomme ich sehr viele Vorurteile zur Elektromobilität zu hören, zu Reichweite, CO2-Rucksack, usw.

Einige habe ich ja schon im vorigen Artikel beschrieben. In den nächsten Ausgaben will ich mich weiter mit diesen Halbwahrheiten und Vorurteilen beschäftigen.

Hier ein Beispiel

„Mein Handy mit Lithium-Ionen (Li-Ion) Akku ist spätestens nach vier Jahren platt. Wenn ich nach 4 Jahren das Auto wegschmeißen muss oder eine überteuerte Batterie kaufen muss, dann ist das nichts für mich!“

In der Tat ist der Akku (derzeit) das bei Weitem teuerste Bauteil im Elektro- auto. Es macht etwa 40 % der Wertschöpfung aus. Ein typischer Li-Ion-Akku beim E-Auto ist aber nicht vergleichbar mit einem Handy-Akku. Die Hersteller geben derzeit Garantien für 8 – 10 Jahre oder 100.000 bis 160.000 Kilometer mit 500 bis 1000 Ladezyklen. Ein Ladezyklus ist einmal komplett leer und einmal komplett voll. Die Autos können aber deutlich öfters geladen werden, da man selten das Auto ganz leer macht oder ganz volllädt.

Ein oft überladener Akku altert schneller. Daher werden von den Herstellern meist nur 90 % des Akkus freigegeben. Der Puffer von 10 % ist der Schutz vor Überlastung. Smartphones haben keine Puffer. Leider ist die Angabe der Hersteller bei den Akkugrößen unterschiedlich. Viele, auch deutsche Hersteller, verwenden die Bruttokapazität, dagegen geben z.B. Tesla, Hyundai, Kia nur die nutzbare Kapazität an, was deutlich transparenter ist. Bei jedem neuen Modell muss man also erst recherchieren.

Der Akku fühlt sich, wie der Mensch auch, bei angenehmen 15 – 30 Grad am Wohlsten. Klirrende Kälte oder ein durch schnelle Fahrt oder das Aufladen erhitzter Akku geht auf die Akku-Leistung und Lebensdauer. Die Zellen des Akkus sind in Reihe geschaltet, d.h. die Gesamtkapazität ist von der Gesundheit der kleinsten Restspannung einer Zelle abhängig. Das Batterie- managementsystem (BMS, hat ein Smartphone nicht) ist dabei ein zentraler Baustein. Das BMS misst u.a. immer die Akkutemperatur und die Spannung jeder Zelle und greift dementsprechend ein. Es versucht beim sogenannten Ausbalancieren die größte Spannung aus den Zellen zu holen bzw. zu „reparieren“. Bei Kälte wird dem Akku selbst oder, beim Aufladen an der Steckdose, dem öffentlichen Netz Strom entnommen und damit die Batterie vorgeheizt. Bei Hitze werden je nach Modell Lüfter oder Wasser-Kühlkreislauf der Batterie angesteuert (Thermal-Management). Wenn das Auto an der Ladestation ist, wird zusätzlich bei großer Hitze die Ladeleistung (=aufgenommener Strom pro Zeiteinheit) reduziert. Bei Fahrzeugen ohne Thermalmanagement steht man dann deutlich länger beim Laden.

Bei Fahrzeugen mit Thermalmanagement kann eine deutlich höhere Laufleistung erreicht werden. Ein Berliner Taxiunternehmen besitzt z.B. einen Tesla Model-S mit über 600.000 Kilometern, der immer noch 85 % der Ausgangsleistung hat (Auch ein konventionelles Fahrzeug hat nach 600.000 Kilometer vielleicht noch 80 % der Ausgangsreichweite, bzw. verbraucht sicher 20 % mehr).
Leider gibt es noch keine Langzeitstudien, da die bestehende Technik erst seit etwa 2011 in Großserie verbaut ist (im Baugleich-Dreigestirn Citroen C-Zero, Peugeot Ion, Mitsubishi I-MiEV, die es übrigens immer noch neu zu kaufen gibt für den kleinen Geldbeutel als Zweitwagen).

Sollte das einem Leser nicht vertrauenswürdig genug sein, kann er bei einigen Herstellern auch das Auto ohne Akku kaufen und die Batterie dazu mieten. Je nach Anbieter und Fahrleistung sind das zwischen 60 und 120 € monatlich). Die Hersteller garantieren die Mobilität und den Austausch der Batterie bei einer Degradation (=Verminderung der der Akkuleistung) auf 70-80 %.

  

Fazit: 
Mit dem Smartphone-Akku ist ein E-Auto-Akku nicht zu vergleichen. Niemand muss Angst wegen degradierter Akkus haben. Der Akku ist heutzutage fast so lange wie das Auto nutzbar.

In naher Zukunft gibt es dann auch flächendeckend Rücknahmesysteme für Akkus, die danach als Hausstromspeicher nochmal eine Lebensdauer von mindestens 15 Jahren haben. Danach werden sie beim Hersteller recycelt werden.

Weitere Infos:

Recycling von Batterien
https://www.electrive.net/2019/01/16/mythos-sondermuell-batterie-
recycling-funktioniert/

Mythen über E-Autos
https://edison.handelsblatt.com/e-hub/vorurteile-diese-argumente-gegen-
elektroautos-sind-quatsch/23978484.html

https://www.wiwo.de/unternehmen/auto/falsche-zahlen-steile-thesen-die-
mythen-der-e-auto-kritiker/23906014-all.html

17 Tonnen CO2-Rucksack?
https://edison.handelsblatt.com/erklaeren/elektroauto-akkus-so-enstand-
der-mythos-von-17-tonnen-co2/23828936.html

Kobalt und Kinderarbeit
https://edison.handelsblatt.com/erklaeren/kinderarbeit-in-minen-weniger-
e-autos-sind-auch-keine-loesung/22671726.html

Stromverbrauch von Verbrenner-Autos

https://edison.handelsblatt.com/e-hub/so-viel-strom-brauchen-autos-mit-
verbrennungsmotor/20826274.html

Mit sonnigen Grüßen
Ihr Stefan Peipp, Sprecher Agenda21