Erste Er-Fahrungen mit dem
Elektro-Smart
Schon lange liebäugeln wir mit einem Elektroauto. Die
Aussicht, unseren 2CV auch diesen Winter dem Salz und der Nässe
auszusetzen, bringt uns zu dem Ent- schluss, ein gebrauchtes Elektroauto
zu kaufen. Die Rahmenbedingungen: Arbeitsweg einfach 30 Kilometer, hin
und zurück 60; Laden daheim oder an öffentlichen Ladesäulen in
Arbeitsnähe, klein und wendig; Preis unter 10.000 €;
(An öffentlichen
Ladsäulen kann man derzeit nur Wechselstrom laden)
Die Renault Zoe ist eigentlich unser Favorit, bis meine Frau von einer
Bekannten erzählt, die einen Elektro-Smart hat, der aufgrund seiner
Wendigkeit und Spritzigkeit viel Spaß macht, aber nur sehr langsam an
der Haushaltssteckdose zu laden ist.
Nach langer Recherche finden wir auf autoscout24 einen gebrauchten
Smart von 2014, der auch 22 kW Wechselstrom laden kann. Ideal! In 50
Minuten ist er von 0 auf 100 % vollgeladen. Mit der Haushaltssteckdose
dauert das 7 Stunden. Leider nicht um die Ecke, sondern beim
Smart-Center in Neu-Ulm, ca. 200 km. Bei der Probefahrt vor Ort sind
wir begeistert vom großen Platzangebot für Fahrer und Beifahrer, dem
schnellen Beschleu- nigen, dem Wendekreis und dem angenehmen Interieur,
die Reichweite liegt bei bescheidenen 110 Kilometern (Aber das weiß ich
ja!). Einen Satz Winterreifen gibt es auch noch dazu geschenkt. Perfekt
für unter 9000 €! Kaufvertrag, Batteriemietvertrag (65 €/ Monat),
Garantievereinbarungen. Das Auto ist in einer Woche soweit zum Abholen.
Heimfahren.
Bis zum Abholen des Fahrzeugs am nächsten Wochenende ist noch einiges
zu erledigen. Versicherungsangebot einholen, unterschreiben und
wegschicken, im Internet ein 22 KW Ladekabel mit Mennekes Stecker
(Ladesäule zu Auto) für unter 300 € besorgen. Mittlerweile sind die
Fahrzeugunterlagen eingetroffen. Kfz-Stelle Auto anmelden. Schilder
besorgen. Als Stromkunde der Gemeindewerke kann man sich für
vergünstigten Ladestrom beim Ladeverbund+ auf
https://portal.chargeit-mobility.com/adm/register?lvId=223272683
registrieren. Für 15 Minuten Laden zahlt man dann nicht 1,80 € sondern
nur 1,35 €. Bei Maingau-Energie gibt es eine Ladekarte, die über
e-Roaming derzeit 5 Cent für die Minute an den Ladesäulen berechnet.
Gilt auch für die Ladeverbund+-Lademöglichkeiten! Also auch hier Karte
besorgt und registriert. Auf das Handy kommt als Ladesäulenverzeichnis
und Navigation die App „Wattfinder“. Den Filter stelle ich schon mal
auf 22 kW Ladesäulen ein. Mit „blablacar“ mache ich eine günstige
Mitfahrgelegenheit (9 €) aus. Meine Fahrerin wird mich sogar bis vor
das Autohaus bringen. Klasse!
Der große Tag: Treffpunkt am P&R Parkplatz Fischbach, ein
weißer Ford Kombi. Meine Fahrerin und ihr Freund schälen sich aus dem
Auto, in dem sie übernachtet haben. Sie sind von Berlin aus auf dem Weg
nach Spanien, mit einem Umweg über die Schweiz(!). Beim Umräumen kommt
noch der zweite Mitfahrer dazu, der, wie sich rausstellt, auch ein Auto
überführen muss. Zwei kurzweilige Stunden später stehe ich vor dem
Smart Center in Neu-Ulm, mit Ladekabel, Schildern und Fahrzeugpapieren
bewaffnet. Der Verkäufer hat mich schon erwartet, nimmt meine Schilder
entgegen, macht sich eine Briefkopie. Aber das Auto ist noch nicht da:
Letzte Kleinigkeiten, Aufladen auf 100%. Beim Espresso im Verkaufsraum
überbrücke ich die Wartezeit. Aha, günstige Leasing-Angebote für neue
Elektro-Smarts (2-türig oder 4-türig), lese ich. Wäre auch eine Option
gewesen, aber nur mit 22 kW-Lader!
Der Verkäufer bittet mich vor die Tür: Da steht er, weiß/grün mit
weißen Speichenrädern. Sieht aus wie neu. Er gibt mir eine Einweisung
für das Fahrzeug: Blinker, Abblendlicht/Fernlicht, Starten,
Standardradio, Tempomat(!), Licht – und Regensensor.
Hecklappen-Verriegelung, Reifen-Reparaturset, Wartungsklappe vorne
(Kein Motorraum).
Wir testen noch mein Ladekabel, ob auch das schnellere Laden
funktioniert: Jawohl, mit kleinen Leistungsverlusten lädt das Auto 21
kW laut Ladesäulendisplay. Noch ein Foto für das
Familienalbum.
Frisch gebackener Daimler-Besitzer vor
seiner ersten Fahrt
Eine gewisse Skepsis sieht man dem Verkäufer schon an ob der
Reichweite, als ich, nahezu lautlos, überglücklich vom Hof des
Smart-Centers in die Freiheit rolle, reichlich bepackt mit den vier
Winterreifen hinter dem Sitz.
Jetzt bin ich auf mich allein gestellt. Auf der „einfachstromladen“-App
der Maingau Energie finde ich in 70 Kilometer Entfernung eine Säule auf
dem Weg. Noch in Baden-Württemberg sind die Säulen am Weg sicher nicht
im Nürnberger Ladeverbund+ beheimatet. Ohne Umwege gefunden, schließe
ich das neue Ladekabel an der Ladesäule an und schalte sie in der App
frei. Vielmehr möchte ich, aber es geht nicht. Die Karte von Maingau
nützt auch nichts. Frustriert muss ich weiterfahren. 30 Kilometer noch
auf dem Tacho.
Hier blieb der Akku kalt! Einpacken
und weiter!
In 20 Kilometer finde ich die nächste. Oh, Schreck: Gleicher
Stationstyp der Lechwerke in Wertingen bei Schüco. Eine Zoe kommt
angefahren. Der Besitzer empfiehlt mir, die App der EnBw auf mein
Prepaid-Handy herunterzuladen, meine Kontodaten dort einzugeben und
dann aus der App zu laden. Dankeschön, hat funktioniert. 45 Minuten
später bin ich mit 100 % wieder auf dem Weg.
Vollgeladen für die nächste Etappe!
Von Wertingen nach Treuchtlingen zeigt google Maps eine Sperrung der
B2. Natürlich stehe ich wegen einiger recht irreführender Wegweiser
irgendwann direkt vor der Straßensperre. Mit 15 Kilometer Umweg komme
ich nach knapp 100 Kilometern in Treuchtlingen an. Am Marktplatz lasse
ich mir dann erst einmal einen leckeren Eiskaffee schmecken, während
das Auto um die Ecke lädt.
Entspannte Ladepause im Straßencafé
Die Säule der Stadtwerke Treuchtlingen hat anstandslos meine
Maingau-Ladekarte akzeptiert. Wie gewohnt beende ich den Ladevorgang
durch Drücken der Öffnen-Taste auf dem Fahrzeugschlüssel.
Doch was ist das? Die Uhr scheint immer weiter zu laufen, obwohl ich
doch schon abgesteckt habe. Gut, kann ich jetzt auch nicht ändern. Nach
einer Stunde Fahrt komme ich wohlbehalten zu Hause an.
Ein Anruf bei den Treuchtlinger Stadtwerken bzw. deren Notdienst
bestätigt mir, dass der Ladevorgang trotz laufender Uhr abgeschlossen
ist. Am nächsten Tag rufe ich bei Maingau direkt an. Die freundliche
Dame am Telefon informiert mich, dass so etwas öfter vorkommt, dass ich
mir aber keine Sorgen machen muss, weil Maingau Ladevorgänge über 10
Stunden immer storniert. Und richtig: Am nächsten Tag ist der
Ladevorgang aus meiner App verschwunden (Gratis-Ladung!). Mittlerweile
hat Maingau das Beenden der Ladevorgänge im Griff.
Fazit: Mit einigen
Anlaufschwierigkeiten an diesem schönen Tag im
September habe ich die kleine Reise recht gut gemeistert. Mittlerweile
kennt man die Reichweite, die Ladesäulen in der Umgebung sind bereits
getestet und es ist einfach schön, leise durch die Landschaft zu
cruisen. Für meine tägliche Fahrt zur Arbeit und zurück sowieso perfekt.
Mittlerweile habe ich einige Erfahrungen gesammelt.
Wenn Sie persönlich Interesse an Elektromobilität haben, ich beantworte gerne ihre Fragen.
Schreiben Sie mir eine Mail an agenda21-schwarzenbruck@t-online.de
Bis dann!
Ihr
Stefan Peipp, Agenda21