Naturkohle
aus Biomasse
eine zukunftsfähige Bioenergie und ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz
Ihre jährliche Informationsfahrt führte die Agenda21
Schwarzenbruck, unter anderem, zu den Stadtwerken in Halle an der
Saale. Dort betreibt ein kommunales Unternehmen, bundesweit bisher
einmalig, eine Anlage zur „Hydrothermalen Carbonisierung“
(HTC).
Mit dieser Anlage wird aus verschiedenen Biomassen, Natur- oder
Biokohle hergestellt. Grünschnitt, Landschaftspflegematerial und
kommunale Bioabfälle werden unter hohem Druck (25 bar) und bei 220° in
einer exothermen Reaktion innerhalb weniger Stunden in ein
braunkohleähnliches Produkt umgewandelt. Auch Klärschlamm kann
verwertet werden.
In der so entstandenen Naturkohle ist nahezu der gesamte in den Ausgangsstoffen enthaltene Kohlenstoff gespeichert, während beispielsweise im Kompost nur noch maximal 10% des Kohlenstoffs enthalten sind. Viel Kohlenstoff entweicht bei der Kompostierung als klimaschädliches Kohlendioxid oder Methan. Auch die entstehende Wärme bleibt ungenutzt.
Naturkohle kann beliebig lange gelagert werden und, bei Bedarf, CO2 neutral verbrannt werden. Besser noch wird sie als humusähnlicher Dünger zur Wiederbegrünung erodierter Flächen verwendet. So trägt sie durch verstärkten Pflanzenwuchs zur Rückbindung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre bei und schützt unser Klima.
Das Verfahren der Hydrothermalen Carbonisierung – HTC wurde bereits 1913 von dem deutschen Chemiker Friedrich Bergius erstmals beschrieben. 1931 erhielt er dafür den Nobelpreis. Leider wurde diese Technik nicht weiterentwickelt, da man in der Stein- und Braunkohle eine vermeintlich unproblematische Alternative sah. Dies leider ein Trugschluss, wie uns der Klimawandel mit seinen dramatischen Auswüchsen immer wieder vor Augen führt. Schließlich stammt ein Drittel der deutschen Kohlendioxidemissionen aus der Verfeuerung von fossiler Kohle in unseren Kraftwerken.
In
Halle an der Saale war man sich dieser Problematik sehr
bewusst und ließ sich von der Firma Artec Biotech- nologie GmbH aus Bad
Königshofen in Oberfranken eine HTC Anlage in Containerbauweise
errichten. Dadurch ist ein derartiges Verwertungskonzept für Biomasse
auch auf andere Kommunen übertragbar.
2500 Tonnen kommunalen
Grünschnitts können in Halle damit jährlich zu Naturkohle umgewandelt
werden.
Frau Dr. Regina Blümel erläuterte
der Agenda21-Gruppe ausführlich und sachkundig die installierte
Technik und die praktische Umsetzung vor Ort.
Am Ende war man sich einig: Bioabfälle stellen einen wertvollen
Rohstoff dar, der mehr sein kann als die Grundlage für Kompost. Die
Umwandlung in Naturkohle mittels HTC stellt eine vielversprechende und
klimaschützende, alternative Verwertungsmöglichkeit dar, die
hoffentlich noch weitere Verbreitung findet.
Dr. Dieter Schiel
Arbeitskreis Energie und Klimaschutz