Buchtipp
„MURKS? NEIN DANKE!“ von Stefan Schridde
OEKOM Verlag, 2014
Stefan
Schridde ärgert es schon seit Langem, dass insbesondere Elektrogeräte
schon bald nach Ablauf der Garantie ihren Geist aufgeben. „Geplante
Obsoleszenz“ bezeichnet laut Wikipedia eine von Hersteller nicht
publizierte, aber geplante absichtliche Verringerung der Lebensdauer
von Produkten.
In Zeiten, in denen Wirtschaftswachstum als Wert
über allem steht, mag es passen, dass der Kunde durch Schwachstellen in
den gekauften Geräten die Altgeräte immer öfters austauschen muss,
meist auch weil entweder keine Ersatzteile verfügbar sind bzw. das
Ersatzteil nur im Verbund mit einer großen Komponente getauscht werden
kann. Die Kosten für Teile und/oder Reparatur übersteigen meist die
einer Neuanschaffung.
Eine Welt, in denen Rohstoffe knapp werden, muss nachhaltig bewirtschaftet werden.
Stefan
Schridde hat die Nase voll und eine Mission: eine bürgerschaftliche
Bewegung, in denen sich Leute zusammenschließen und gemeinsam für
langlebige Produkte, bessere Gesetze (Handel, Verbraucherschutz, usw.)
kämpfen, ihre Erfahrungen mit der Kurzlebigkeit von Produkten melden
und austauschen können.
Seit Februar 2012 betreibt er die Webseite MURKS-NEIN-DANKE.DE,
die mit ihren Veröffentlichungen bereits vielbeachtetes Echo in der
deutschen Medienlandschaft (ARD, ZDF, 3SAT, RTL und viele mehr
berichteten schon) fand. Er hat damit einen breiten gesellschaftlichen
Diskurs angestoßen. Sein „Murks Nein Danke“-Logo darf und soll sogar
öffentlich verbreitet werden.
Die Forderungen seiner Community für
nachhaltige Produkte sind optimale Nutzbarkeit, einfache
Reparierbarkeit, freie Ersatzteilversorgung, regionale Servicedienste,
bessere Garantieregelungen, Ressourceneffizienz und ethische
Kreislaufwirtschaft.
Immer mehr Interessenten und Unterstützer
schließen sich in einem Netz (auch auf Facebook) zusammen, dem es
wichtig ist, geplante Obsoleszenz sichtbar und transparent zu machen,
positive Gegenbeispiele zu empfehlen, Reparaturinitiativen zu stützen,
Hersteller und Händler in die Pflicht zu nehmen. Kein Hersteller möchte
auf Schriddes Webseite mit seinem Produkt als Ärgernis auftauchen. Dort
haben die Benutzer schon mehr als 3000 Produkte eingestellt (Ist ihre
Akkuzahnbürste auch dabei? Finden Sie es heraus!).
Aus diesen
ganzen Erfahrungen heraus hat Stefan Schridde 2014 auch ein Buch mit
dem gleichen Titel herausgebracht. Hier bespricht er typische,
eingebrachte Fehler in fast allen Dingen unseres täglichen Lebens.
Meist würde nur eine kleine Änderung im Produktdesign die Lebensdauer
erheblich verlängern. Das Buch liefert tiefe Einblicke in Geschichte,
Produktdesign, und z.B. in das Kundenbild von Unternehmen, die solche
Produkte vertreiben („Der Kunde will es ja nicht anders. Wir folgen nur
dem Markt.“). Im zweiten Teil macht er Mut, sich das nicht gefallen zu
lassen und sich einzumischen. Der dem Buch beigefügte Beipackzettel
„Murkslupe“ passt in jeden Geldbeutel und ist als Checkliste beim
Neukauf von Geräten immer zur Hand. Ein tolles Buch mit viel
praktischem Nutzen, auch durch die vielen nützlichen Links zu
Umweltschutzorganisationen, Verbraucher- verbänden,
Reparaturinitiativen, Reparaturanleitungen.
Dass es auch anders
geht, zeigt die Glühbirne in der Feuerwehrstation in Livermore,
California. Die brennt seit 1901, also mehr als 114 Jahre und über 1
Mio Stunden. Es gibt auch eine Webcam unter http://www.centennialbulb.org/cam.htm.
Lustigerweise hat sie schon zwei Webcams überlebt. Doch das ist eine andere Geschichte…
Für Sie gelesen von Stefan Peipp, Agenda21