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update: 15.10.2015

Buchtipp


„Die Kultur der Reparatur“ von Wolfgang W. Heckl
Goldmann Verlag, 2015


Der Klappentext machte mich neugierig: „Kaufst Du noch oder reparierst Du schon?“.

Man hat oft den Eindruck, dass heutzutage Dinge oft so produziert werden, dass sie schon nach kurzer Zeit kaputt gehen. Wir leben in einer Überflussgesellschaft, in der man immer Neues haben muss, die Produktzyklen werden immer kürzer, das Alte wird immer schneller weggeworfen. Das Verständnis, wie ein Toaster, ein Staubsauger, ein Radio funktioniert, geht verloren.

In Anbetracht der endlichen Ressourcen auf dem Planeten ist das sehr bedenklich. Es zeichnet sich aber eine Gegenbewegung ab, an dessen Spitze sich Wolfgang W. Heckl, Physiker und Generaldirektor des Deutschen Museums München mit seinem Buch stellt. Dem Ausgeliefertsein, „Sklave der Technologie“ zu sein, so Heckl, setzte sich 2009 in Amsterdam das erste „Repair Café“ entgegen, in dem Menschen zusammenkommen, ihre kaputten Dinge reparieren lassen (Beim Zuschauen kann man viel lernen!) oder unter Anleitung selbst reparieren, aus alten Kleidern neue individuelle Designerware kreieren, Ersatzteilempfehlungen austauschen. So entsteht ein neues Selbstbewusstsein, Kontakte werden geknüpft, man tauscht sich aus, hilft einander, lernt viel über die Funktion und den Aufbau von technischen Geräten, ist kreativ, schult sein analytisches Denken, baut aus alten Dingen Neues und hat viel Spaß dabei. Eine neue „Kultur der Reparatur“ war geboren, aus der „Wachstumsgesellschaft“ mit ihrer Ausbeutung von Menschen, Boden, Umwelt, Lebensgrundlagen wird eine Reparaturgesellschaft, die wertschätzend, achtsam mit den Dingen umgeht, repariert und wiederverwendet.

Heckl, der selbst liebend gern repariert (er schreibt auch, wie es dazu kam), schafft es in einer für den Laien sehr verständlichen und unterhaltsamen Form, mich mit seiner Lust an der Reparatur anzustecken. Klasse fand ich auch sein Reparaturtagebuch im August 2012 im Urlaub, wo er für jeden Tag mindestens eine Reparatur auflistet. Das alles macht Mut, sich wieder ein bisschen Autonomie zu verschaffen und es selbst einmal zu probieren. Selbst wenn sich eine Sache mal nicht reparieren lässt, hat man meistens viel dabei gelernt und es zumindest versucht.
Also los! Geht doch: der Lautstärkeregler an meinem alten Radio „kracht“ nicht mehr, die Türen am Küchenschrank schleifen und wackeln nicht mehr.

Als Nächstes werde ich, neugierig gemacht, mal an einem Reparaturcafé Termin teilnehmen. Wollen Sie auch?

Hier die Adressen in der Region:

Fab Lab Region Nürnberg e.V.  (www.fablab-nuernberg.de)RepairCafé
Muggenhofer Straße 141, 90429 Nürnberg

Repair-Café Altdorf (www.repaircafe-altdorf.de)
Kindercafé KAKAU, Röderstraße 5, 90518 Altdorf
Zugang von der Ohmstraße aus
normalerweise jeden letzten Samstag im Monat ab 14 Uhr, s. Termine

Weitere sehr interessante Infos auf den Seiten des Netzwerk der Reparatur-Initiativen
(z.B. Reparaturanleitungen, Ersatzteile, Tipps)
www.reparatur-initiativen.de/seite/links

So sieht gelebte Nachhaltigkeit aus. Wir packen wieder selbst an. 
Wir sehen uns im Reparatur-Café! 

Stefan Peipp


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