Ausflug
in die nahe Zukunft
Informationsfahrt in den Harz
Wie
schafft es die 970 Einwohner „Stadt der Erneuerbaren
Energien“ Dardesheim im Landkreis Harz sich selbst und die umliegende
Region mit Erneuerbarem Energien Strom zu versorgen?
Mit dieser Frage starteten Mitglieder der AGENDA21
Schwarzenbruck
auf ihrer jährlichen Informationsfahrt in den Harz.
Ziel war der Windpark Druiberg neben Dardesheim – wo die AGENDA21 von
Herrn Radach empfangen und ausführlich informiert wurde.
Jährlich kommen Gruppen aus ganz Deutschland und aller Welt – Japan,
Afrika, Indien usw. - um sich das Gesamtkonzept des Energieparks
Druiberg erklären zu lassen. Auch die Mitglieder der AGENDA21 waren
beeindruckt davon, was diese relativ kleine Gemeinde im Harz auf die
Beine gestellt hat.
Zum Energiepark Druiberg gehören mittlerweile Photovoltaikanlagen,
31 Windkraftanlagen mit einem Jahresertrag von 120-130 Millionen
Kilowattstunden im Jahr, eine Rapsöltankstelle und Elektro-Dienstwagen.
Die Stadt Dardesheim und damit auch ihre Bürger profitieren nicht nur
über die Einnahmen aus der Gewerbesteuer. Die Windpark Druiberg GmbH
gibt über einen Förderverein zusätzlich 1 % des jährlichen Ertrags aus
allen Wind- und Solarstromanlagen an den Ort und an die Vereine, was
pro Jahr rund 80.000,- € ausmacht. Vereine und Gemeinde können davon
Zuschüsse beantragen – z. B. zur
Ortsgestaltung, für den Kindergarten, Anschaffungen der Vereine und
vieles mehr.
Die ersten
Planungen zum Energiepark gab es
bereits 1996. Erste
Windräder wurden geplant und gebaut – und aus einer Idee wurde ein
Erfolgskonzept.
Von Anfang an war es selbstverständlich für die regionalen
Projektierer, die Bürger umfassend zu informieren, sie in die Planungen
ehrlich mit ein zu beziehen und mitreden zu lassen. So konnten 130
Grundstückseigentümer erfolgreich mit eingebunden werden. Auch sehr
geachtet wurde darauf, dass Natur, Kultur und Erneuerbare Energien
immer
im Einklang bleiben.
Das
Geld für die Erneuerbaren Energien-Anlagen kommt ausschließlich
aus der Region über die Bürger, die Druiberg GmbH und die heimischen
Banken.
Durch eine sehr engagierte Öffentlichkeitsarbeit sind die Bürgerinnen
und Bürger immer ausreichend informiert:
o die Windräder können
besichtigt werden
o es gibt eine Kooperation mit der Schule
vor Ort
o alle zwei Monate erscheint
das „Dardesheimer
Windblatt“, in dem
sich
auch die örtlichen
Vereine präsentieren
können
o im Mai gibt es ein
„Erneuerbare Energien“- Rockkonzert
und einiges mehr.
Einmal im Jahr wird außerdem ein Umweltschutzpreis verliehen,
der an Projekte zur Nutzung und Förderung Erneuerbarer Energien
geht. Bewerben können sich dazu Bürger, Vereine und so weiter - jeder,
der in
dieser Sache engagiert ist und hier etwas voranbringt.
Besonders
hervorzuheben ist auch noch, dass für 80 % der
Gesamt-investitionssumme die Auftragsvergabe an heimische Betriebe in
maximal 80 Kilometer Umkreis erfolgt. So können Arbeitsplätze gesichert
und auch neu geschaffen werden.
Ein sehr interessantes Projekt zur Thematik „Virtuelles
Kraftwerk“,
das
über sechs Jahre gemeinsam mit dem Bundesministerium Umwelt,
Naturschutz
und Reaktorsicherheit durchgeführt wurde, um Erzeuger verschiedener
Arten
erneuerbarer Energien, steuerbare Verbrauchsgeräte und
Energiespeicher in der Region miteinander zu verknüpfen, lief
leider nicht weiter. Und das, obwohl es sehr erfolgreich funktioniert
hat, und die Ergebnisse auf andere Regionen – z. B. auch bei uns –
übertragbar gewesen wären.
Politisch nicht weiter unterstützt verschwanden die Ergebnisse leider
ungenutzt in der Schublade.
Die jährliche Einsparung von Kohlendioxid von 123.500 Tonnen ist für den Umwelt- und Klimaschutz ein tolles Ergebnis.
Es bleibt zu hoffen, dass es auch in Zukunft möglich ist, weitere Orte und Regionen auf Erneuerbare Energien umzustellen und die Politik die Energiewende ernst nimmt und nicht weiter ausbremst.
Es bestätigte sich auch, dass eine Versorgung mit Erneuerbaren Energien zu einem bezahlbaren Preis möglich ist – wenn endlich die Preissenkungen, die durch die Erneuerbaren Energien an der Strombörse entstehen – an die Endkunden weitergegeben werden.
Leider ist dies - obwohl die Thematik bekannt ist - momentan durch fehlende politische Weichenstellungen noch nicht umgesetzt.
Damit dies gelingt, müssen die Bürger, Landkreise und Kommunen dranbleiben, um die „Bürgerenergiewende“ erfolgreich weiter voranzubringen.
Weitere Informationen unter: www.energiepark-druiberg.de
Tanja Holl