Zum Thema
Lebensmittelverschwendung zeigten die Agenda21 und die
evangelische Kirche Schwarzenbruck den Film „Taste the Waste“.
Im
Nachgang erarbeitete das Publikum seine persönlichen
Handlungsspielräume.
Unsere Weltbevölkerung ist auf über 7,5 Milliarden Menschen gestiegen. Laut einem Bericht des WFP (World Food Program, Welternährungsprogramm) der Vereinten Nationen litten 2016 815 Millionen Menschen Hunger, also etwa ein Neuntel der Weltbevölkerung. Das vereinbarte Ziel der Weltgemeinschaft, bis 2030 den Hunger in der Welt zu beseitigen, scheint immer noch in weiter Ferne.
Angesichts dieser Zahlen erscheint das Ausmaß der Lebensmittel- verschwendung der Industrienationen besonders pervers. Die rund 60 Besucher der Filmveranstaltung „Taste the Waste“ (Regisseur Valentin Thurn) der Agenda21 und der evangelischen Kirche Schwarzenbruck durften im Vorfeld eine Schätzung abgeben, wieviel Prozent der Lebensmittel in der Kette von der Produktion bis zum Endverbraucher in Nordamerika und Europa weggeworfen werden und wieviel Prozent der Hungernden davon rein rechnerisch satt würden. Die Auflösung kam im Film: Die Hälfte (50%) der Lebensmittel landet in der Tonne, die Hungernden könnte man damit dreimal satt machen (300%).
Der Film ist nahe an den Menschen erzählt. Alle Protagonisten
wissen sehr gut, dass es ethisch nicht vertretbar ist, soviel
wegzuwerfen, müssen sich aber strengen Verordnungen, Handelsklassen,
Normgrößen bei Obst und Gemüse, viel zu kurzen
Mindesthaltbarkeitszyklen, Großpackungsgrößen, unterwerfen.
Die Auflage vieler Lebensmittelhändler, dass abends kurz vor
Ladenschluss in der Bäckerei und an der Frischetheke noch alle Regale
gefüllt sein müssen, tut ihr Übriges. Hier müssen wir alle unsere
Erwartungen an die Lebensmittelindustrie und die Gewohnheiten wohl
einmal überdenken.
„Wertschätzung
von Lebensmitteln ist das zentrale Thema“ meinte Agendasprecher Stefan
Peipp.
Dementsprechend waren die Besucher im Nachgang gefordert, ihr Verhalten
im Umgang mit Lebensmitteln zu reflektieren und einige Tipps
festzuhalten.
Diakonin Sheryl Geitner fasste die Ergebnisse auf dem Flipchart
zusammen (u.a.: Beim Bäcker nach Brot vom Vortrag
fragen,
bei
Supermärkten nach Ware 2. Wahl fragen,
regionale Produkte bevorzugen,
öfters mal auf Qualität achten und dafür bewusst genießen,
tolle
Rezepte und eine App zur Resteverwertung auf
www.zugutfuerdietonne.de,
gemeinsam Kochen fördert Wertschätzung für Lebensmittel,
über eigene „Ekelgrenze“ nachdenken: Auch ein Apfel
mit Delle ist
noch essbar!
Bewusst leben, einkaufen und essen machen diese Tipps
selbstverständlich!).
Viele Hinweise
liefert hier auch das Internet.
Für die Resteverwertung gibt es die Internetseite www.restegourmet.de.
Hier kann der Verbraucher im Kühlschrank oder Keller verbliebene
Zutaten eingeben und erhält Rezeptvorschläge, die einfach nach zu
kochen sind.
Die Plattform utopia.de
für Nachhaltigen Konsum hält unter dem Stichwort
„Lebensmittelverschwendung“ ebenfalls zahlreiche Hinweise zum
Mindesthaltbarkeitsdatum, zur richtigen Lagerung von Lebensmitteln,
Resteverwertung, Food Sharing und vieles mehr bereit.
Das Projekt „Zu gut für die Tonne“ des Bundesministeriums für Ernährung
und Landwirtschaft ist ebenfalls eine gute Quelle (https://www.zugutfuerdietonne.de/)
mit Rezepten, Lebensmittellexikon, Wissenstest „Warum werfen wir
Lebensmittel weg? Was kann man dagegen tun?“
Weitere Akteure in der Lebensmittelkette werden mit der Seite
„Gemeinsam aktiv gegen Lebensmittelverschwendung“ bedient: (https://www.lebensmittelwertschaetzen.de/)
Instrumente zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen sind Checklisten,
Kalkulationstabellen, Schulungsmaterial, Flyer, Leitfäden,
Apps.
Interessiert zeigten sich die Besucher auch über die Situation
vor Ort: Wie gehen die örtlichen Bäckereien und Lebensmittelhändler mit
dem Thema um, mit dem Wunsch einer Stellungnahme.
Die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung ist ein so wichtiges
Thema. Umfassend informiert sind die Besucher jetzt sensibilisiert und
gehen das Thema (hoffentlich) motiviert an.
Stefan
Peipp, AGENDA21
taste the waste
ein Film von Valentin Thurn: Dokumentation