Info-Fahrt ins einzige energieautarke Dorf Deutschlands – Feldheim in Brandenburg
Das zukunftsbestimmende Thema „Erneuerbare Energien“ ist ein Kernanliegen der Agenda21-Bewegung, deshalb war Deutschlands einziges energieautarkes Dorf prädestiniert für die jährlich stattfindende Info-Fahrt unserer 16-köpfigen Agenda21-Gruppe.
Neugierig machten wir uns auf nach Feldheim, einem 132 Seelen Dorf, 60 km südwestlich von Berlin auf dem platten Land im Osten Deutschlands gelegen, und staunten nicht schlecht, denn dort hat die Zukunft bereits begonnen.
beim Neue Energien Forum Feldheim http://nef-feldheim.info/
Man fühlt sich etwas an an Asterix erinnert….“ein von unbeugsamen Brandenburgern bevölkertes kleines Dorf treibt die Energiewende unermüdlich voran und trotzt den konventionellen Energieriesen“…. und das mit vollem Erfolg!
Das Feldheimer Projekt schöpft das Portfolio erneuerbarer Energiegewinnung voll aus:
Windkraft, Photovoltaik, Biogas, Hackschnitzelheizung, Biomasse, und Europas größter Batteriespeicher versorgen die Anwohner und speisen zusätzlich beachtliche Mengen Energie ins öffentliche Netz ein.
Bei einer aufschlussreichen Info- Veranstaltung mit anschließender Führung konnten wir alles genau in Augenschein nehmen und sogar ein Windrad von innen besichtigen. 55 Windenergieanlagen mit einer elektrischen Leistung von 122,6 MW versorgen 65.403 Haushalte. | ![]() |
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9844 Photovoltaik-Module erzeugen eine Gesamtleistung von 2,25 MWp.
Der Ertrag beläuft sich somit auf 2748 MWh, den jährlichen Strombedarf von ca. 600 Haushalten.
Eine Biogasanlage produziert im Jahr 4 Mio. kWh Strom, der in das öffentliche Netz eingespeist wird. Die bei der Stromerzeugung anfallende Wärme wird in ein eigens gebautes Fernwärmenetz eingespeist, das alle Haushalte und Gewerbebetriebe des Ortes versorgt.
Mit dem in der Biogasanlage (BGA) erzeugten Gas wird ein Blockheizkraftwerk (BHKW) betrieben, das gleichzeitig elektrische Energie und Wärme erzeugt.
Die Hackschnitzel-Heizung erzeugt ährlich ca. 295.000 kWhth, damit werden 91 Tonnen Kohlendioxid-Ausstoß vermieden. Die Anlage wird nur dann zur Wärmeproduktion zugeschaltet, wenn es richtig kalt wird.
Das Herzstück des Energieparks ist jedoch der europaweit größte Batteriespeicher, der seit 2 Jahren in Betrieb ist und überschüssig erzeugte Energie speichern und bei Bedarf wieder abgeben kann. Die Lithium-Ionen-Speicheranlage mit einer Leistung von 10.700 Kilowattstunden trägt zur Sicherung der Netzfrequenz des Übertragungsnetzbetreibers 50 Hertz bei. Die Batteriebank besteht aus 3.360 Speichermodulen.
Durch die autarke Versorgung ihres Dorfes mit Wärme, sparen die Feldheimer Jahr für Jahr 259.000 Liter Heizöl ein. Sie schonen damit nicht nur die Umwelt, sondern auch ihre Geldbeutel.
Kein Wunder also, daß die Feldheimer mit Leib und Seele hinter ihrem Projekt stehen, denn zusätzlich zu den Arbeitsplätzen, die der Energie-Park bereitstellt, hat sich die Anlage zu einem echten Tourismus-Schlager entwickelt.
Fast täglich kommen Delegationen aus der ganzen Welt, um das „Wunder von Feldheim“ zu besichtigen. Dafür wurden extra ein Info- und Tagungszentrum geschaffen, Dolmetscher eingestellt und die örtlichen Hotels und Pensionen ausgebaut.
Unlängst meldete sich eine Delegation aus Nord-Korea am selben Tag an wie eine US-amerikanische.
Nach kurzer Abstimmung waren beide Delegationen einverstanden, gemeinsam die Veranstaltung und die Führung zu absolvieren….. so sollte die Zukunft aussehen…. nicht nur in Feldheim!
Nach diesem erlebnis- und energiereichen Tag ließen wir unseren ganz persönlichen Energien abends in lustiger Runde mit lebhaften Gesängen freien Lauf, bevor wir „im alten Ponyhof“ dann doch ziemlich geschafft in die Betten sanken.
Die Gruppe vor dem Naturparkzentrum im Naturpark Hoher Fläming
Am nächsten Tag ging es dann auf eine förstergeführte Wanderung in den nahen Naturpark Fläming. Es galt zahlreiche Baumstämme zu überklettern, die der unlängst wütende Orkan umgeworfen hatte, es wurden eifrig Pilze gesammelt, eine Burg bestiegen und ein Wildschwein gesichtet. Nach einem gutem Mittagessen in einem typisch brandenburgischen Dorf machten wir uns dann wieder auf die Heimreise.


Übrigens – wer sich für das Thema interessiert, ist ganz herzlich eingeladen unserer Agenda21-Gruppe einen Besuch abzustatten. Wir treffen uns jeden ersten Montag im Monat in der Rathaus-Kantine Schwarzenbruck um 19:30h.
Es lohnt sich, denn nächstes Jahr gibt es sicher wieder einen interessanten Agenda-Ausflug!
Susanne Schultze