Agenda21 findet
fortschrittliche Technik:
Power-to-Gas ODER aus Wind wird Wasserstoff
Eigentlich werden an Wochenenden mangels Ressourcen keine
Besichtigungen der Anlagen mehr durchgeführt, jedoch hat sich Herr
Zösch als Leiter des Stadtwerks bereiterklärt, eine Ausnahme für uns zu
machen.
Diese
nette Geste und die nachfolgenden Stunden mit einem
aufschluss- reichem Vortrag und Führung durch die Anlage zeugen von dem
überaus beachtlichen Engagement und von Leidenschaft für die
zukunftsweisenden Projekte, die hier entstanden sind. Zu Beginn des
Vortrags wurde hinsichtlich Klimawandel und Erderwärmung die Motivation
für die Realisation dieser fortschrittlichen Technik erläutert und,
dass die
Investitionen durch die derzeit sehr niedrigen Zinsen auf dem
Kapitalmarkt erleichtert werden.
Schnell wurde klar, dass das Stadtwerk Haßfurt als Lieferant für Gas, Strom, Wasser und Nahwärme durch seine sehr innovativen Ansätze für eine nachhaltige Energiewende gegenüber anderen Versorgern weit heraussticht.
Öffentliche Einrichtungen und einige Industrieanlagen sind zum Beispiel mit BHKWs oder Gasturbinen ausgestattet, welche neben der erzeugten elektrischen Energie auch die anfallende Wärme nutzen. Das Neubaugebiet ist mit einem Nahwärmenetz versorgt. Am Wasserwerk entstand ein Batteriespeicher mit 8 MWh Kapazität, welcher auch im Notbetrieb die Wasserversorgung der Stadt aufrecht halten kann. Er dient hauptsächlich zum Ausgleich von kurzfristigen Angebot-/Nachfrageschwankungen der erzeugten erneuerbaren Energien. Basis dafür sind Photovoltaik-Anlagen mit insgesamt 10 MW, eine 2,3 MW Biogasanlage und ein Windkraft-Park mit knapp 31 MW Leistung, sowie Kraft-Wärme-Kopplung. Insgesamt wurden 2018 bereits 219% des Primärenergiebedarfs aus erneuerbaren Energien gewonnen.
Ein Teil von überschüssiger Windenergie wird mit einer maximalen Kapazität von 1,25 MW mittels der 2016 in Betrieb genommenen Windgas-Anlage (PtG) in Wasserstoff umgesetzt. Eben diese Anlage haben wir nach dem Vortrag besichtigt. In der Halle, in der sich die PtG-Anlage befindet, war es durch die, bei der Umsetzung entstehende Wärme, angenehm temperiert. Dabei ist der Wirkungsgrad mit 70% erstaunlich hoch. Wird die Verlustwärme zukünftig noch mitgenutzt, wird der Wirkungsgrad auf über 75% steigen. Der erzeugte Wasserstoff wird derzeit zu 5% ins städtische Erdgasnetz eingespeist. Eine weitere Option wäre die H2-Methanisierung. Jedenfalls würde das gesamte deutsche Gasnetz einen riesigen Speicher mit 220 TWh ergeben, was einem Drittel des jährlichen Energiebedarfs entspricht.
Den Erläuterungen von Herrn Zösch zufolge sind die Megatrends der Energiezukunft die Dezentralisierung, Digitalisierung (u.a. smart grid), sowie Dekarbonisierung und daran wird Wasserstoff die entscheidende Rolle in der Zukunft spielen. Künftige Projekte des Stadtwerks sind daher z.B. synthetische Kraftstoffe, Brennstoffzellenheizungen, Wasserstoff BHKW, sowie Schaffung einer smart-Grid Infrastruktur. Für diese Vorhaben besteht weiterhin eine enge Zusammenarbeit mit verschiedenen, auch internationalen, Forschungseinrichtungen, und es ist Ziel diese Technologien in größerem Maßstab als im Labor umsetzen zu können.
Auch sonst gibt es noch viele weitere Innovationen für die
Bewohner von Haßfurt.
Jeder Kunde ist mit einem Smart
Meter ausgestattet. Auf einer
Web-Seite des Stadtwerks kann er die 24 Std. im Voraus festgelegten
Strompreise einsehen und seinen Stromverbrauch entsprechend der
aktuellen Stromkosten in gewissem Maße beeinflussen. Die meisten Kunden
haben sich für dieses Tarifmodell entschieden, da es für sie deutlich
günstiger ist als die übliche Tarifierung. Gasverbrauch, sowie Energie
aus
dem Nahwärmenetz werden ebenfalls via Smart Meter erfasst und die
Messdaten sind für die Kunden via Web abrufbar.
Wir verließen die hochinteressante Veranstaltung mit einem beflügelten Optimismus, dass die Zukunft doch nicht so düster sein wird, da hier die nötigen Technologien für das Gelingen der Energiewende bereits in Umsetzung sind und unter anderem durch zahlreiche Fach- und Besucher- gruppen weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht werden.
Zur Mittagseinkehr fuhren wir in den wunderschönen Weinort Volkach in dem wir auf dem Marktplatz mit Musik begrüßt wurden. Es fand das traditionelle Weinlesefest statt. Das Gasthaus Hinterhöfle hat uns leckere Speisen serviert. Im Anschluss setzten wir mit der Mainfähre Fahr nach Untereisersheim über. Wir schlenderten durch die Gassen des kleinen Winzerortes mit Künstlermarkt zur Winzerei Hirn, welche das Gebäude der Vinothek nebst Gastrobetrieb im Hundertwasserstil errichten ließ. Nach einem Schoppen Wein ging es wieder zurück zur Fähre und so endete der erlebnisreiche Ausflug in Begleitung eines prächtigen Regenbogens.
Alexander Zeitler