Die JUVENTA hat unser Leben gerettet
Info- und Filmabend der Feuchter Initiative für den Frieden
Hermann
Hagel, der Sprecher der Feuchter Friedensinitiative konnte viele
interessierte ZuhörerInnen im ev. Gemeindehaus in Feucht begrüßen.
Eingeladen hatten zu dieser Veranstaltung auch die Initiative Seebrücke
aus Altdorf, die Agenda 21 Gruppe aus Schwarzenbruck sowie die Feuchter
Grünen. Unterstützt wurde der Abend auch von der ev. Kirche und der
kath. Kirche in Feucht.
„Der Film entstand aus der Überzeugung, dass diese Geschichte erzählt
werden musste.“ Fasziniert vom Engagement junger Menschen beschließt
der italienische Filmemacher Michele Cinque, einen Dokumentarfilm über
einen höchst erstaunlichen Einsatz einer Gruppe junger Menschen zu
machen. Herausgekommen ist ein bewegender Film vom Kampf um
Menschenleben und Gerechtigkeit, über Mut und Dankbarkeit und über eine
Politik, die an der gezeigten humanitären Katastrophe Mitschuld trägt.
Die Geschichte beginnt 2015, als der 18jährige Abiturient Jakob Schoen
erfährt, dass das europäische Seenotrettungsprogramm Mare Nostrum
eingestellt wird und in Folge über 1.000 Menschen auf ihrer
verzweifelten Flucht im Mittelmeer sterben. Zusammen mit anderen jungen
Leuten will er auf die katastrophalen Zustände auf den Fluchtrouten
hinweisen und für die Wiederaufnahme einer organisierten Seenotrettung
demonstrieren.
Gemeinsam kaufen sie mit Spendengeldern einen Fischkutter, bauen ihn um
und geben ihm ihren Namen: „IUVENTA“ - Jugend.
Der Film beginnt mit der ersten Mission der „Iuventa“ als
Seenotrettungsschiff.
Bei ihrem ersten Einsatz retten die jungen Menschen 15 Tage lang voller
Tatendrang und Optimismus 2.000 Menschen das Leben. Ihnen begegnen
tiefe Dankbarkeit der Geretteten, aber auch der Tod.
Ehrlich und authentisch berichtet der Film über das Auf und Ab, das Hin
und Her mit kontroversen Diskussionen innerhalb der Gruppe. Er zeigt,
was diese jungen Menschen bewegt, die hinter der NGO „Jugend Rettet“
stecken. Er erzählt, wie viel Mut und Kraft es braucht, Menschen vor
dem Ertrinken zu retten. Und er gibt Einblick in ihre Schwierigkeit,
das Erlebte zu verarbeiten und nach dem Einsatz wieder in ein „normales
Leben“ zurückzufinden.
Gleichzeitig richtet der Film den Blick auch auf die andere Seite: auf
Menschen, die ihr Leben riskieren in der Hoffnung auf ein besseres
Leben.
Der Filmemacher hört den Flüchtenden zu! Das sind schöne und
erschreckende Bilder – die bewegen und Gänsehaut machen.
Noch während der Schneidearbeiten erfährt der Regisseur im August 2017,
dass die IUVENTA nach Lampedusa beordert, dort durchsucht und
„präventiv“ beschlagnahmt wird.
Der Crew wird „Beihilfe zur illegalen Einwanderung vorgeworfen –
begründet mit Aussagen und haltlosen Beweisen aus rechtsextremen
Kreisen. Der Film zeigt, mit welchem Mut junge Menschen über
14.000 Menschen das Leben retten. Erschütternd bleibt, dass diese
Lebensretter statt höchster Anerkennung nun ein Gerichtsprozess in
Italien erwartet – mit der Drohung von mehrjährigen Haftstrafen und
Geldbußen für jeden geretteten Menschen. Erschütternd bleibt auch, dass
seit der Stilllegung der IUVENTA über 1.000 Menschen auf dem Mittelmeer
ertrunken sind – von denen sicher einige von der JUVENTA hätten
gerettet und in Sicherheit gebracht werden können.
Zu sehen war der Film am 2.5.2019 im Evangelischen Gemeindehaus
Feucht. Im Anschluss an den Film bestand die Möglichkeit zum Gespräch
mit Rainer Hacker, Diakon aus Altdorf, der selbst auf einem
Seenotrettungsboot des Regens- burger Vereins „Sea-Eye“ im Einsatz war.
Deutlich war die Kritik der BeucherInnen an der unmenschlichen Politik
vieler EU-Staaten und Regierungen, die durch Blockaden von
Rettungseinsätzen und selbst Beobachtungsfahrten versuchen, die
katastrophalen Lebensbedingungen der Flüchtenden aus den Medien fern zu
halten.
So formulierte Hermann Hagel auch den Wunsch, bei der Europawahl nur
die PolitikerInnen zu wählen, die sich ausdrücklich zur Seenotrettung
bekennen und dafür sorgen wollen, dass die Staaten wieder ihrer
Verpflichtung nachkommen Menschen aus Gefahr beizustehen, und dies
nicht privaten Organisationen überlassen, und diese dann auch noch zu
behindern und zu kriminalisieren.
Der Erlös des Abends unterstützt die weiteren Missionen von SEA EYE
E.V. die mit der Alan Kurdi eines der letzten Seenotrettungsschiffe
betreiben.
Hermann Hagel
Initiative Feuchter für den Frieden