Tag der Erneuerbaren Energien
(Zeitungsbericht)
20 Jahre nach Tschernobyl – Erneuerbare Energien statt Atomenergie
Agenda
21 informierte
gemeinsam mit Bürgern zum
„Tag der Erneuerbaren Energien“
Wer
weiß schon, wie eine Photovoltaikanlage, eine Solarthermie,
eine Pellet- und Hackschnitzelheizung oder Kleinwasserkraftanlage
genau funktioniert? Was sie an Energie sparen hilft, was der Einbau
kostet und bis wann sich die Anschaffung amortisiert hat? Wer kann
hier, ohne Geschäftsinteressen, am besten beraten? Wohl
diejenigen, die selbst so eine Anlage seit Jahren nutzen.
Auf
diese Aufklärung, quasi in der Nachbarschaft, setzte die
Agenda
21. Zum „Tag der Erneuerbaren Energien“, einem Tag
der offenen
Tür von Bürgern für Bürger, lud sie
in die
Schwarzenbrucker Grund- und Hauptschule ein. Anlässlich des
20.
Jahrestags der Atomkatastrophe von Tschernobyl informierten die
Organisatoren über Atomkraft und Alternativen unter dem Motto:
„Es geht auch anders“. Und wie es anders geht,
zeigten sie mit
vielen Broschüren und Infowänden. Zahlreiche
Interessierte
fanden sich ein und viele Schwarzenbrucker öffneten die
Türen,
um Interessierten ihre Anlagen zu Hause zu zeigen.
Für
die Gemeinde eröffnete Bernd Ernstberger, der Leiter der
Hauptverwaltung, die Veranstaltung. Er erinnerte an die Zeiten, als
Energie scheinbar unbegrenzt zur Verfügung stand,
Reaktorkatastrophen und Endlager kein Thema waren und niemand
Gedanken an Stromsparen verschwendete. Ein Umdenken habe erst
allmählich sattgefunden und noch lange nicht bei allen, meinte
er. „Bei uns gibt es schon seit Jahren ein
Förderprogramm zur
Energieeinsparung,“ betonte der Gemeindevertreter,
„und der
Gemeinderat denkt über eine Erhöhung der
Fördergelder
nach.“ Es beinhaltet Zuschüsse zur
Wärmedämmung und
Heizungsumstellung auf regenerative Energien, sowie die
Bereitstellung kommunaler Dächer für Solaranlagen
und, wie
Ernstberger hervorhob, gute Stromlieferungsverträge der
Gemeindewerke. Er hoffe und wünsche sich, dass viele
Schwarzenbrucker regen Gebrauch davon machten und die hier
vorgestellten Anregungen aufnähmen.
In
ihrer Begrüßung erklärte die Sprecherin der
Agenda
21, Tanja Holl, was ihnen als Veranstalter wichtig gewesen sei -
aufzuzeigen, welche Erneuerbare Energien es gibt und was sie
vermögen.
Einen
sehr deutlichen und engagierten Überblick über
Atomkraft,
Risiken und Energiepolitik gab Dr. Dieter Schiel, der Sprecher des
Arbeitskreises Energie der Agenda 21, in seiner Rede. Abgesehen von
den ungelösten Problemen bei der Endlagerung radioaktiven
Mülls
über Jahrtausende, dem sicheren Betrieb der Atomreaktoren
–
laut Schiel gab es 2004 allein in Deutschland 114 meldepflichtige
Störfälle – und staatlichen
Förderungen von mehreren
hundert Milliarden Euro weltweit, liege der Anteil der Atomenergie an
der globalen Energieversorgung nur bei 2,3 Prozent. Auch seien die
Uranreserven schon in 50 Jahren erschöpft, gleichbleibenden
Verbrauch vorausgesetzt, erläuterte der Mediziner.
„Politiker
und Energieversorgungsunternehmen, die angesichts dieser Fakten
Laufzeitverlängerungen oder sogar den Neubau von
Atomkraftwerken
fordern, handeln gegen die Interessen der hier lebenden Bürger
und gegen ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit“,
folgerte
er.
Die
Zukunft liege in den überall im Überfluss zur
Verfügung
stehenden Energien der Sonne, des Windes, des Wassers, der Biomasse
und der Erdwärme – sie müssten lediglich
mit den
vorhandenen Technologien in Strom, Wärme und Kraftstoff
umgewandelt werden, verdeutlichte der Arbeitskreissprecher. Die
zunehmende Nutzung dieser Erneuerbaren Energien gleiche den Wegfall
von Atomstrom durch die Stilllegung von Kernkraftwerken mehr als aus.
Zusätzlich sinke die Kohlendioxidbelastung und es
entstünden
zukunftssichere Arbeitsplätze. Und Weltmeister sei Deutschland
schon, fügte Schiel an, Weltmeister in der Nutzung der
Windenergie und der Photovoltaik.
Und
auch die Schule beteiligte sich: Konrektorin Carola Stöhr
stellte das Projekt von Frau Bader mit ihrer 6. Klasse zum Thema
Atomkraft vor und wie engagiert die Kinder daran beteiligt waren. Sie
hatten sich intensiv mit Atomkraft beschäftigt,
selbständig
viel Sachinformationen geholt, Umfragen gemacht, Gedichte
geschrieben. Sowohl im Deutschunterricht wie auch in Erdkunde
besprachen sie die Auswirkungen menschlicher und technischer Fehler.
Dass
die radioaktive Wolke von Tschernobyl sechsmal um die Erde
kreiste, verdeutlichten sie mit Markierungen auf einem Globus.
Im
Anschluss daran war Gelegenheit, die Ausstellung zu betrachten, am
Infostand Material mitzunehmen oder sich spontan einer der Gruppen
anzuschließen, die zu einer Besichtigung aufbrach: zum
Wasserkraftwerk nach Ochenbruck, zur Pelletheizung und zur
Photovoltaik- und Solarwärmeanlage nach Gsteinach.
Ein
Energielieferant anderer Art waren die Mitglieder der Samba-Gruppe
„Vincivi“, die mit ihren Trommeln und schwungvollen
Rhythmen für
gute Stimmung sorgten.
Dorothée Krätzer