Mit dem Stecker an die Garagen-Tankstelle
aus der Tageszeitung: "Der Bote" vom
20.6.2016
E-Mobilität war das große
Thema beim Auftakt zur Woche der Sonne in
Schwarzenbruck.
Auf dem Plärrer standen Elektro-Autos, -Motorräder und
-Fahrräder für Probefahrten bereit. Viele Besucher nutzten
gerne das Angebot und drehten mit den lautlosen Fahrzeugen ein
paar Runden im Ort.
An
der Obi-Kreuzung fahren wir auf die B 8, der Wagen reagiert erstaunlich spritzig, wenn ich Gas gebe. Ohne Getriebe braucht er keine Gangschaltung, wie beim Automatikfahrzeug gibt es im Fußraum nur Brems- und Gaspedal. Fahren ist so einfach wie in einem Autoscooter. 250 Kilometer Reichweite Der neue Wagen der Schiels hat mit geladenem Akku eine Reich- |
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weite von 250 Kilometern. Dann muss er an die Steckdose. Ist eine Schnellladestation verfügbar, kann es schon nach 30 Minuten Ladezeit | Da wird der Nissan
Leaf betankt.
An der Schnellladestation dauert die Akku-Ladung 30 Minuten. Foto:Blinten |
Bevor die Besucher der Veranstaltung in Schwarzenbruck ihre Probefahrten unternahmen, nutzten viele die Gelegenheit zur Information bei Maschinenbauingenieur Christian Dürschner, der die verschiedenen Antriebskonzepte erläuterte. Sein Rückblick in die Geschichte warf die Frage auf, warum sich eigentlich das Elektrofahrzeug in der Entwicklung nicht gegen das Fahrzeug mit Verbrennungsmotor durchsetzen konnte. Das erste E-Auto wurde bereits 50 Jahre vor dem ersten Verbrennungsmotor erfunden: 1839 fuhr der Schotte Robert Anderson schon mit einem E-Auto herum. 1899 wurde dann der 100 km/h Geschwindigkeitsrekord von einem E-Auto geknackt. Bis in die 20er Jahre hinein erlebten Elektromobile eine regelrechte Blütezeit – auch weil sie einfacher zu fahren und vor allem kinderleicht per Knopfdruck zu starten waren. Der Fahrer eines Benziners musste immer mit einem Start-Schwengel umständlich den Motor anwerfen. Dazu braucht er eine gehörige Portion Kraft. Henry Ford, der die erste Massenproduktion von benzingetriebenen Pkw mit seiner Tin-Lizzy in Gang setzte, fuhr privat ein Elektro-Auto. In den 20er Jahren gab es in öffent- lichen Fuhrparks elektrisch getriebene Kehrmaschinen, Feuerwehrfahrzeuge fuhren mit Elektroantrieben, und in Berlin gab es hunderte von Eletrodroschken und Paketpostwagen. In England wurden sämtliche Milchlieferwagen auf Elektroantrieb umgestellt – die fahren übrigens bis heute mit Strom.
E-Mobile auf dem Mond
In der Raumfahrt wurden später ebenfalls Elektrofahrzeuge eingesetzt: Drei E-Mobile rollten bei den Apollomissionen über die Mondoberfläche, und in den 2000er Jahren schickte die Nasa elektrisch angetrieben Fahrzeuge auf den Mars.
Und wann ist es auf der Erde so weit, dass nur noch E-Fahrzeuge unterwegs sind? Weltweit gibt es 800 Millionen Pkw, 45 Millionen allein in Deutschland. Hier hat die Politik das ehrgeizige Ziel, bis 2020 eine Million E-Fahrzeuge auf die Straße zu bringen. Derzeit fahren nur 25.000 E-Pkw auf deutschen Straßen herum. Das Millionen-Ziel lässt sich vielleicht dann erreichen, wenn auch noch das letzte E-Bike mitgezählt wird.
Wer hat die Nase vorn?
Jedenfalls hat derzeit bereits der Wettbewerb darum begonnen, wer am Ende das größte Stück vom E-Mobil- Kuchen abbekommt: Wer baut in den kommenden Jahrzehnten die meisten Fahrzeuge: Die Europäer? Tesla? Google? Apple? Oder doch die Chinesen?
In Europa war die E-Mobilität in der Vergangenheit auch innerhalb der Autokonzerne immer wieder großes Thema. Bei E-T-A in Altdorf etwa hat man Anfang der 70er Jahre bereits an der Entwicklung elektrischer Antriebe gearbeitet. Der Bote veröffentlichte 1972 darüber einen Beitrag, in dem darüber spekuliert wird, dass bereits in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts innerhalb der deutschen Großstädte nur noch elektrisch getriebene Fahrzeuge unterwegs sein werden. Dann kam alles ganz ander. Bei Mercedes allerdings blieb man in Sachen E-Mobilität immer dran. So war die erste A-Klasse ursprünglich als E-Mobil geplant. Deshalb ging der legendäre Elch-Test in Schweden seinerzeit schief. Der Wagen kippte in der Kurve um, weil im Zentrum der Karosserie, unterhalb der Sitze, die ursprünglich geplanten Batterie-Elemente für den E-Antrieb fehlten und das Auto als Benziner mit einem falschen Schwerpunkt auf die Straße kam.
Auf dem Plärrer waren neben ausstellenden Firmen
mit E-Autos, E-Fahrrädern und E-Motorrädern auch die Energie- Agentur
ENA und die Gemeindewerke Schwarzen- bruck mit Infoständen präsent. „Ihr seid Impulsgeber“ Stefan Holl von der Agenda 21 eröffnete zusammen mit Bürger- meister Bernd Ernstberger und |
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Am Stand der Gemeindewerke informierte sich stellvertretender Landrat
Norbert Reh, links neben ihm Gemeinderätin Uschi Beck, rechts GWS
Geschäftsführer Raimund Vollbrecht. Foto: Blinten |
Landrat Armin Kroder die Veran- staltung in Schwarzenbruck und heimste stellvertretend für die Gruppe Lob vom Rathauschef und von Kroder ein. Seit zehn Jahren gibt es nun die Woche der Sonne, und Schwarzenbruck ist mit seiner |
„Haben wir auch daheim“, bestätigt Dieter Schiel, der die „Tankstelle“ für sein Auto zu Hause in der Garage hat.
ALEX BLINTEN
Impressionen vom Aktionstag Elektromobilität in Schwarzenbruck
(Fotos: Agenda21)