Frei von Strompreis-Sorgen
Zur
Woche der Sonne hat die Agenda21 mit mehreren Referenten über die
Energiewende diskutiert. Unter anderem berichtete Herbert Rupp, wie er
seinen Betrieb nahezu energieautark gemacht habe, und Willi Harhammer
sprach vor rund
60 Zuhörern im katholischen Gemeindehaus zum Thema
"Bau dir dein eigenes Kraftwerk".
Ein
besonders schönes Beispiel für das Zusam- menspiel Photovoltaik,
Speicher und Wärme- pumpe stellte Herbert Rupp, Inhaber der Schwar-
zenbrucker Firma Rupp Industrieerzeugnisse, vor. Er
habe seinen
Betrieb nahezu unabhängig von Strom gemacht und durch den Einsatz einer
Wärme- pumpe auch noch den Großteil seines Ölverbrauchs für die Heizung
ersetzt. Die Anlage habe sich nach ca. 6,5 Jahren abgezahlt,
könne
aber danach noch mindestens 15 Jahre laufen, frei von Strom- und
Ölpreis-Sorgen.
Viele Mittelständler könnten diesem Beispiel
folgen und ihre Energiekosten so endlich kalkulierbar machen. Die
meisten Gewerbebetriebe sind tagsüber geöffnet (bei
Sonneneinstrahlung), und sehr oft steht noch ein Flachdach zur
Verfügung, auf denen die Module in Ost-West-Ausrichtung aufgeständert
werden können.
Erste
Plus-Energie-Kirche
Agenda-Sprecher
Stefan Peipp verwies in einer kurzen Ansprache auf die Verpflichtungen
Deutschlands im Pariser Klimaabkommen, bis zum Jahr 2050 frei von
fossiler Verbrennung zu sein, was am besten auf lokaler Ebene gelingt.
Bürgermeister Bernd Ernstberger stellte bei dieser Gelegenheit kurz die
Solaranlage auf der Schule vor, die mit ihrer Ost-West-Ausrichtung in
der Stromerzeugung perfekt zum Sonnenlauf und dem Verbrauchsverhalten
von Lehrern und Schülern passe und der Gemeinde einiges an Stromkosten
einspare.
Als
Vertreter der katholischen Gemeinde brachte Diplom-Ingenieur Klaus
Mühlen dem Publikum die Funktionsweise von wasser- führenden
Hybridmodulen (PV und Solarthermie in einem Modul) in Verbindung mit
einer Wärmepumpe näher. Die gleiche Dachfläche wird somit für zwei
Systeme genutzt. Die Schwarzenbrucker Kirche ist die erste
Plus-Energie-Kirche im Bistum Eichstätt: Sie erzeugt also mehr Energie,
als sie verbraucht. Die beiden Anlagen auf Schule und
Kirchendach
kommen derzeit ohne Speicher aus, da auch der Verbrauch der Kirche
(Strom und Wärme) größtenteils in die Sonnenstunden fällt und sich die
zusätzliche Investition zum Projektierungszeitraum noch nicht
rechnete.
Schatten kein
Problem mehr?
„Ich
habe Ihnen etwas mitgebracht: einen Kochtopf. Darin „kochen“ wir uns
jetzt ein Hauskraftwerk! Welche Zutaten brauchen wir?“, fragte Willi
Harhammer, Geschäftsführer der Fa. Ikratos. Harhammer präsentierte die
Komponenten und packte sehr anschaulich nacheinander ein PV-Modul,
einen Wechselrichter, einen Speicher, Verkabelung, eine Wärmepumpe und
einen Leistungsoptimierer in den Topf. Diese Leistungsoptimierer sind
eine Neuerung und erlauben es durch geeignete Schaltung, jedes Modul
einzeln zu überwachen, dessen Leistung auszuwerten und bei Bedarf, das
Modul vom in Reihe geschalteten Modulstring abzukoppeln. Bisher
lieferte die ganze Modulkette keinen Strom, wenn ein Kettenglied
verschattet war. Somit können die Kunden jetzt auch bei Häusern mit
viel Schattenwurf durch Bäume, Kamine, Erker, usw. eine sehr viel
größere Dachfläche nutzen, ohne Leistungseinbußen befürchten zu müssen.
Bei
den Photovoltaik-Modulen empfahl der Experte, nicht nur auf den Preis
zu sehen, sondern auch auf Herstellergarantie, Service und größere
Effizienz auf gleicher Fläche zu achten. Bei einer
Laufzeit von
mehr als 20 Jahren rechne sich ein kleiner Preisunterschied zwischen
Mittelmaß- und Premium-System sehr bald. Bei den Speichern geht der
Trend zu größeren Einheiten, der Lithium-Ion Akku mit einem
Wirkungsgrad von mehr als 90 Prozent setzte sich durch. Bei
Speicherpreisen erwartet Willi Harhammer weitere Kostendegression.
Bei
der Wärmepumpe wird ein Wärmeträger (Wasser oder Luft) in einem
Verdichter komprimiert, wird dadurch wärmer und kann als Heizenergie an
einen Pufferspeicher abgegeben werden. Hieraus bedient sich dann die
Heizung. Diese Anlagen sind in den letzten Jahren auch viel besser
geworden. Luft-Wärmepumpen arbeiten mittlerweile sehr leise. Deren
Standort sollte aber trotzdem genau geplant werden.
Bei verfügbaren
größeren Dachflächen kann auch optional ein Elektroauto (Verbrauch
>15 kWh auf 100 Kilometer) in das System mit eingebunden werden.
Stand
der Technik ist natürlich, dass jede dieser Komponenten am heimischen
PC oder am Smartphone jederzeit auf Funktionalität und Effizienz
überwacht werden kann. Zudem wird jeder Verbraucher mitprotokolliert.
Es macht Sinn, sein Verhalten zu reflektieren und die Nutzung mancher
elektrischen Verbraucher wie Waschmaschine, Spülmaschine, usw. in die
Mittagszeit zu verlagern.
Die vielen Fragen der Zuhörer zeugten vom großen
Interesse am Thema Eigenversorgung bei Strom und Wärme.
Vor
dem Gemeindehaus präsentierte Familie Schiel ihr Elektroauto (Nissan
Leaf mit echten 200 km Reichweite), das seinen Strom vom
eigenen
Dach bekommt, Herrn Harhammers Tesla-S konnte betrachtet
werden
und mehrere E-Bikes luden zum Ausprobieren ein.
Bei Kaffee und leckerem Kuchen klang die gelungene Veranstaltung mit
vielen interessanten Gesprächen aus.
nach Stefan Peipp und "Der Bote"