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Buchtipp

"Mondays for Future - Freitag demonstrieren, am Wochenende diskutieren, am Montag anpacken und umsetzen"

Claudia Kemfert, Murmann Verlag, Hamburg, 2020, 198 Seiten

Der österreichische „Verein der Freunde und Förderer der Robert-Jungk-Stiftung“ hat für 2020 die aus ihrer Sicht neun besten Klimabücher des Jahres 2020 ausgezeichnet und in seiner Veröffentlichung „Die besten Bücher zur Klimakrise 2020 – Wie der Wandel gelingen könnte“ beschrieben (https://bit.ly/3263S9f). Eines davon, „Mondays  for Future“, habe ich auch sehr begeistert gelesen, da Professorin Kemfert in verständlicher Sprache komplexe Fakten erklären kann, ohne zu vereinfachen. 

Hier im Zitat die Beschreibung, ich kann das Buch auch nur empfehlen:

(Zitat Anfang)
„Claudia Kemfert ist Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Die Energieökonomin setzt sich seit vielen Jahren für eine Energie- und Klimawende ein. Als Vortragende und Podiumsteilnehmerin erreicht sie eine breite Öffentlichkeit. Zudem berät sie die deutsche Energiepolitik. Ihr neues Buch Mondays for Future richtet sich an ein breites Publikum, besonders auch an die junge Generation der Klimademonstrierenden, die sie schätzt, der aber nun konkrete Schritte der Politik folgen müssten, wie der Untertitel des Bandes zeigt: „Freitag demonstrieren, am Wochenende diskutieren, ab Montag anpacken und umsetzen“.

Im Stil von „Frequently Asked Questions“ (FAQs) beantwortet Kemfert 123 Fragen knapp und bündig – von der Wirksamkeit von Klimakonferenzen über die Tücken der Klimawandelleugnung bis hin zur Rolle von Politik, Wirtschaft sowie Bürgern und Bürgerinnen im Kontext von Klimawandel und Klimaschutz. „Sind Konferenzen und Verträge nicht sinnlos, wenn die großen Länder nicht mitmachen?“, „Ist Klimaleugnung eine PR-Strategie der fossilen Industrie?“, „Was haben die Freitagsdemos gebracht?“ oder „Sind verbindliche Klimagesetze etwas anderes als Ökodiktatur?“ – soweit einige der Fragen, die zeigen, wie breit die Expertin ihr Thema anlegt.

Ihre zentralen Botschaften: Für Klimaschutz ist es noch nicht zu spät.
Alle Beteiligten müssen ins Boot geholt werden. Ein Wandel hin zu einer ökosozialen Marktwirtschaft ist möglich, die entsprechenden Rahmenbedingungen vorausgesetzt. Politik und Wirtschaft tragen die Hauptverantwortung, sie brauchen aber entsprechenden Druck durch eine kritische Zivilgesellschaft. „Ich habe mir bei dem Thema Klimawandel, das so viele Menschen in Angst und Panik versetzt, den Optimismus auf die Fahnen geschrieben“ (S. 12), so Kemfert gegen sich ausbreitende Ohnmachtsgefühle. „Wir sind an einem Wendepunkt. Jetzt besteht die Chance für einen echten Wandel“ (S. 14), ist die Autorin überzeugt. Wie dieser aussehen könnte, macht sie in ihrem Buch deutlich, das mit „53 Aufgaben für den Anfang“ endet. Kemfert ist keineswegs zufrieden mit der aktuellen Klimapolitik, wie ihr Kommentar zum neuen deutschen Klimapaket zeigt: „Entschieden wurde nicht, was klimapolitisch notwendig ist, sondern lediglich, was politisch durchsetzbar schien.“ (S. 15). Als Ökonomin setzt Kemfert stark auf Anreize und neue Rahmenbedingungen wie ein verschärftes Emissionshandelssystem sowie konsequente Ökosteuerreformen. Sie warnt vor einem „Carbon Bubble Crash“ (S. 76) und setzt auf die Umlenkung von Investitionen in Zukunftsbranchen. Neben zahlreichen zivilgesellschaftlichen Initiativen sowie staatlichen Programmen für Klimamaßnahmen und der Bewusstseinsbildung informiert das Buch auch über Anreize für Unternehmen, etwa ein von einem Frankfurter Startup entwickeltes Tool, mit dessen Hilfe Unternehmen berechnen können, um wie viel Grad Celsius sich die Erde erwärmen würde, wenn alle Unternehmen so wirtschaften würden wie sie selbst (S. 76). Im Zentrum der Ausführungen stehen konkrete politische Maßnahmen, verbindliche Messinstrumente für Emissionen, die dem Verursacherprinzip Geltung verschaffen würden, Gesetze zur Förderung erneuerbarer Energien und die Abschaffung von Subventionen für die fossilen Energieträger. Kemfert setzt auf veränderungsbereite Unternehmen und die Stärke von demokratischen Aushandlungsprozessen. Die deutsche Energiewende, die lange belächelt wurde, nennt sie hierfür als Beispiel: „Wer will, findet Wege; wer nicht will, findet Gründe.“ (S 107). Das langfristige Ziel „2050 auf null“ hält Kemfert für sinnvoll, es berge aber die Gefahr, Maßnahmen hinauszuzögern. Deshalb müssten wir jetzt konkrete Schritte setzen, die bis 2030 wirken: „Wenn es uns bis dahin nicht gelingt, das Ruder herumzureißen ist die Frage, wie lange wir überhaupt noch rudern können.“ (S. 108) Wir bräuchten keine perfekten Lösungen für die Ewigkeit, sondern schnelle Lösungen, die uns über die kurze Strecke bringen. Die Autorin spricht in diesem Zusammenhang von „Agilem Management“. Kemferts Buch gibt gut verständliche Antworten auf Detailfragen zu Klimaschutz und Klimapolitik, die mit knapp 500, nur als pdf verfügbaren Fußnoten untermauert werden (hier:  https://bit.ly/2QdCUJU). Dabei scheut die Autorin auch nicht eine für eine Wissenschaftlerin mitunter saloppe Sprache: „Es ist Zeit aufzuräumen. Es ist Zeit, für unsere globale WG ein paar Spielregeln aufzustellen, damit wir nicht am nächsten Montag vor einem sehr viel schlimmeren Desaster sitzen.“ (S. 13). HH“
(Zitat Ende)

Soweit die salzburgerische Robert Jungk-Stiftung. Resümee für mich:
Die Klima-Fakten sind nach der Lektüre klar, Verzögerer und Skeptiker entlarvt, Argumente ausgetauscht, klar auch die Notwendigkeit einer Bewusstseins- und Verhaltensänderung bei jedem Einzelnen. Die Zeit ist reif zum Handeln für eine generationenvertretbare Zukunft mit viel Optimismus, aber auch mit gemeinsamer, demokratischer Stärke und Anstrengungen aller. Machen wir alle mit, so gut jeder kann! Wer will, findet Wege.

Stefan Peipp


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